Fünf Fragen an Andreas Röhrig

16.12.2021

Andreas Röhrig, Geschäftsführer der moderne stadt GmbH, beantwortet fünf Fragen zum Konversionsprojekt Deutzer Hafen in Köln. Alle Antworten lesen Sie hier.

Andreas Röhrig, Geschäftsführer der moderne stadt GmbH

Mit dem Beginn der ersten Arbeiten auf dem Gelände des Deutzer Hafens wird die Umgestaltung des ehemaligen Industriehafens sichtbar. Doch wer hatte eigentlich die Idee auf dem Gelände ein neues Quartier entstehen zu lassen? Welche Herausforderungen bringt ein solches Projekt mit sich? Und was ist das Besondere an der Entwicklung des Deutzer Hafens? Diese und weitere Fragen hat Andreas Röhrig, Geschäftsführer der moderne stadt GmbH, im Interview beantwortet.

Wer hatte die Idee zur Entwicklung des Deutzer Hafens?

Eine Person kann man nicht benennen, dazu ist das Projekt viel zu komplex. Ein Konversionsprojekt wie der Deutzer Hafen hat eine lange Entwicklungszeit mit vielen einzelnen Schritten. Der erste Schritt erfolgte bereits im Jahr 2009, als eine Standortuntersuchung durchgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine konkreten Pläne oder gar eine fertige Planung, die man hätte aus der Schublade ziehen können. Erst nach einer Machbarkeitsstudie in den Jahren 2013/2014 und nach der Grundsatzentscheidung des Rats der Stadt Köln zur Umnutzung des Deutzer Hafens, konnte der nächste Schritt in Richtung Planung gemacht werden. In einem kooperativen Werkstattverfahren stellten fünf Planungsteams ihre Ideen vor. Darunter auch der Entwurf des Architektenbüros Cobe Kopenhagen, der schließlich das Rennen machte und vielen Kölnerinnen und Kölner bekannt sein dürfte. Aber auch die Öffentlichkeit wurde mit eingebunden. In den Veranstaltungen mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Jahren 2016 bis 2018 entstanden viele kreative Ideen. Einige davon finden sich heute in den Planungen wieder. 

Wann war der Startschuss für das Projekt?

Hier gibt es zwei Daten, die einem unmittelbar in den Sinn kommen. Zum einen der Juni 2015, als der Rat der Stadt Köln die Grundsatzentscheidung Köln zur Umnutzung des Deutzer Hafens getroffen hatte. Von diesem Punkt an war klar, dass der ehemalig industriell genutzte Hafen in Zukunft ein zweites Leben erhält. Zum anderen nenne ich den Dezember 2021, denn jetzt, nach der langen Planungsphase, starten die ersten Arbeiten im Deutzer Hafen und seine Neuentwicklung wird zum ersten Mal konkret und sichtbar. 

Welche Herausforderungen birgt ein so großes Stadtentwicklungsprojekt?

Ich denke die größte und wichtigste Herausforderung besteht darin, die Kölnerinnen und Kölner mitzunehmen und sie für den Stadtumbau zu begeistern. Wir wissen, dass das kein Selbstläufer ist, denn gerade in industriell geprägten Innenstadtbrachen etablieren sich über die Jahre Freiräume, die gerne von unterschiedlichen Gruppen genutzt werden. Diese Gruppen müssen informiert und mitgenommen werden auf der langen Reise hin zu einem neuen Quartier. Gleiches gilt auch für die Nachbarschaft. Mit einem Konversionsprojekt, wie dem Deutzer Hafen, sind viele Fragen, Sorgen und Ängste verbunden, die wir den Menschen nehmen müssen. Es wirft viele Fragen auf, die wir beantworten wollen.

Was ist das Besondere an der Entwicklung des Deutzer Hafens?

Da gibt es mehrere Dinge. Der Deutzer Hafen wird in den kommenden Jahren ein neues Gesicht bekommen, eine Silhouette, die die rechtsrheinische Stadt prägen wird Gleichzeitig gilt es, viele seiner historischen Elemente zu bewahren und das neue Quartier räumlich und soziokulturell in die Stadt einzugliedern. Den Deutzer Hafen soll vor allem seine Vielfalt prägen, sowohl was die Menschen angeht, die dort leben werden als auch seine Funktionen. Er soll sich wie ein gewachsenes, urbanes Veedel anfühlen. Das gilt es von Anfang mitzudenken. Schließlich entsteht ein neues Stück Stadt nicht einfach nur auf dem Reißbrett. Der ganze Prozess ist lebendig, immer in Bewegung und vor allem auch immer im Dialog. Deshalb ist auch der Austausch mit den Kölner Bürgerinnen und Bürgern wichtig.

Welche Meilensteine wurden bereits erreicht?

Grob zusammengefasst würde ich die folgenden Momente als Meilensteine sehen:

  • 2009 zeigte eine erste Standortuntersuchung die verschiedenen Möglichkeiten auf, wie der Deutzer Hafen umgenutzt werden kann. 
  • 2014 belegte eine Machbarkeitsstudie, dass die Hochwasserrisiken bei einer Umnutzung nicht zwangsläufig zunehmen. Vielmehr können durch eine städtebaulich geschickte Planung die Risiken für Hochwasser verringert werden.
  • 2015 hat sich der Rat der Stadt Köln in einer Grundsatzentscheidung dafür ausgesprochen, den Hafen bei Erhalt der ansässigen Ellmühle zu einem Büro- und Wohnquartier umzugestalten.
  • 2016 fand das städtebauliche Verfahren statt, aus dem der Siegerentwurf des Kopenhagener Architekturbüros COBE hervorging. Im Rahmen des kooperativen Werkstattverfahrens wurde die Öffentlichkeit innerhalb von vier Veranstaltungen intensiv in die Planungen des Deutzer Hafens mit eingebunden.
  • 2016 konnten die Mühlen von der moderne stadt erworben werden.
  • 2018 konnte nach intensiver Überarbeitung des Entwurfs und unter vorheriger Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger von COBE der Integrierte Plan erarbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Im Anschluss wurde dieser den politischen Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt.
  • 2019 gab es eine weitere Bürgerveranstaltung, um die Kölnerinnen und Kölner frühzeitig zum Bebauungsplan mit einzubinden.
  • 2020 wurde das Quartier Deutzer Hafen mit dem Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) in Platin ausgezeichnet. 
  • 2021 fand ein spannender Brückenwettbewerb für eine neue Kfz- sowie Rad- und Gehweg-Brücke statt, bei dem sich der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Mayr Ludescher Partner Beratende Ingenieure PartGmbB / karl und p Gesellschaft von Architekten mbH (München) als Sieger durchgesetzt hat. Im Herbst wurden interessierte Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Stand informiert und konnten direkt auf dem Gelände des Deutzer Hafens Einblicke in unterschiedliche Themen erhalten.

Und jetzt beginnen die ersten sichtbaren Arbeiten auf dem Mühlenareal des Deutzer Hafens.