111 Jahre Handwerk und Kölner Tradition

Jahrhunderte lang war Getreide das Hauptnahrungsmittel in Europa. Aus dem Korn verschiedener Getreidearten wurde wertvolles Mehl gewonnen, welches hauptsächlich zum Brotbacken genutzt wurde. Um der Nachfrage gerecht zu werden und die Stadtbevölkerung mit dem Grundnahrungsmittel zu versorgen, waren bereits im 13. Jahrhundert allein in Köln entlang des Rheins bis zu 36 Flussmühlen gleichzeitig in Betrieb.

Die Auermühle

Zu den Kölner Müllern zählte auch der Unternehmer Heinrich Auer. Er besaß gegen Ende des 19. Jahrhunderts zwei kleine Mühlen auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Nippes, die nach seinem Tod 1892 von seinen beiden Söhnen Jakob und Carl Auer übernommen wurden. Sie stellten den Betrieb der beiden Kölner Mühlen ein und gaben 1908/09 den Bau einer Großmühle im Deutzer Hafen in Auftrag. Ihr Vorteil bestand nicht nur darin, eine höhere Produktionskapazität aufzuweisen. Vielmehr bot der Deutzer Hafen zwei wichtige Standortvorteile: Das Korn konnte über den Wasserweg angeliefert und das fertige Mehl ebenso verschifft werden. Zudem besaß der industrielle Hafen zum damaligen Zeitpunkt schon einen Gleisanschluss, sodass Getreide und Mehl auch über die Schiene ihren Weg zur Großmühle oder ins ganze Land gefunden haben.

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, am 18. Dezember 1944 wurde die Auermühle durch einen Bombenangriff zerstört. Sie brannte in Teilen ab und wurde erst nach dem Ende des Krieges wieder aufgebaut. Deshalb konnte sie ihren Betrieb erst Ende 1950 wieder aufnehmen. Von da an war sie durchgängig in Betrieb und verarbeitet jährlich viele Tonnen Korn zu feinem Mehl.

Die Ellmühle

Parallel zur Auermühle entstand in direkter Nachbarschaft eine zweite Mühle. Denn auch die Firma Leysieffer & Lietzmann erkannte den Standortvorteil des Deutzer Hafens. Deshalb ließ sie die „Ferd. Leysieffer & Lietzmann Weizenmühle Cöln-Deutz Hafen“ errichten, welche das Unternehmen bis in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts betrieben hat. Danach ist sie in den Besitz der Gebrüder Kampffmeyer übergegangen, die fortan den Betrieb der Mühle aufrechterhalten haben.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde auch die Ellmühle beschädigt, sodass sie einige Zeit ihren Betrieb einstellen musste. Da sie jedoch weniger stark beschädigt wurde als die direkt daneben liegende Auermühle, konnte sie ihren Betrieb bereits 1946 wieder aufnehmen. Übrigens: Ihren Namen „Ellmühle“, den die Mühle heute noch trägt, hat sie 1964 erhalten. Dieser geht auf den Firmennamen Leysieffer & Lietzmann zurück und wurde aus deren Telegrammadresse L-Mühle (ausgesprochen „El“) abgeleitet.

Der heutige Mühlenkomplex

Die beide Großmühlen wurden bis ins Jahr 1975 von ihren jeweiligen Besitzern betrieben, bis die beiden Unternehmen beschlossen sich zu verbinden. Mit der Verschmelzung zur Kampffmeyer-Gruppe wurde auch der Name „Ellmühle“ auf die Auermühle übertragen. Doch nicht nur namentlich, sondern auch optisch sind die beiden Mühlen weiter zusammengerückt. Durch die Errichtung eines Verbindungsbaus zwischen den beiden schon bestehenden Mühlen entstand aus den ehemaligen beiden Großmühlen ein noch größerer Mühlenkomplex, der bis heute das Bild des Deutzer Hafens prägt.

In den Folgejahren nach der Verschmelzung ist das Unternehmen durch weitere Zukäufe kontinuierlich gewachsen, bis es im Jahre 2014 zur GoodMills Deutschland GmbH firmierte, einem der größten Mühlenunternehmen in Deutschland. Bis zu ihrer Stilllegung im August 2021, zählte die Mühle mit einer jährlichen Vermahlungskapazität von 365.000 bis 380.000 Tonnen Korn, zu den größten und bedeutendsten Mühlen Europas.

Zukunft der Mühlen

In den kommenden Jahren wird der ehemalige Industriehafen zu einem lebendigen, bunten und urbanen Stadtviertel entwickelt, das nicht nur Wohnraum für bis zu 6.900 Einwohner*innen bieten, sondern auch rund 6.000 neue Arbeitsplätze beheimaten wird. Ergänzt wird das Angebot durch Kitas, eine Grundschule, Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie einer Vielzahl öffentlicher Räume, die zum Verweilen einladen. Einen wichtigen Teil des neuen Quartiers Deutzer Hafen Köln bilden die beiden Mühlen. Sie prägen seit ihrer Errichtung den nördlichen Bereich des ehemaligen Industriehafens. Gleichzeitig stiften sie mit ihrer industriellen Vergangenheit und ihrer starken Erscheinung dem Quartier reichlich Identität, weshalb sie auch in Zukunft sichtbar sein werden.